Fallende Blätter oder Die Liebe gewinnt
«Fallen Leaves» erzählt von zwei einsamen Menschen, die im nächtlichen Helsinki zufällig aufeinandertreffen. Sowohl sie wie auch er sind auf der Suche nach der ersten, einzigen und endgültigen Liebe ihres Lebens. Doch es gibt ein paar Hindernisse auf dem Weg zu diesem Ziel: Seine Alkoholsucht, verlorene Telefonnummern, die Unkenntnis des Namens und der Adresse des jeweils anderen – und nicht zuletzt die allgemeine Tendenz des Lebens, denjenigen, die ihr Glück suchen, Steine in den Weg zu legen…
«Fallen Leaves» ist ein weiterer betörender Spielfilm des längst Kultstatus geniessenden Aki Kaurismäki. In seinem einzigartigen Stil inszeniert der finnische Regisseur eine zeitlose Geschichte voller melancholischer Lakonie und nimmt dabei Bezug aufs aktuelle Zeitgeschehen. Wunderbar, witzig und ergreifend – «Fallen Leaves» ist ein wahres filmisches Juwel.
Ist dies nun der öfters angekündigte letzte Film von Aki Kaurimski? Er wäre auf alle Fälle ein schönes Vermächtnis. Noch einmal bietet der Chronist der finnischen Arbeiterklasse einen trinkfesten Schweisser, noch einmal eine ebenbürtig bodenständige Verkäuferin auf. Sie verliert ihren Job, weil sie abgelaufene Lebensmittel an Bedürftige weiterreicht, er wenig später den seinen wegen Alkohol am Arbeitsplatz. Sie treffen und erkennen sich in einer Karaokebar, gehen zusammen ins Kino, dann kommen ihnen dumme Zufälle und seine Trunksucht dazwischen. Kommen Sie am Ende zusammen? Wer je einen Kaurismäki gesehen hat, kennt die Antwort. Sein Leben lang wollte der feinsinnige Finne mit der rauen Schale Dramen drehen und hatte am Ende zuviel Mitleid mit seinen Figuren. Entscheidend ist ohnehin, was nebenbei geschieht. Kaurismäki tapeziert die Dekors mit Plakaten seiner Vorbildern (Visconti, Melville, Bresson, früher Godard...), die Tonspur mit seinem Lieblingssound (finnischer Tango und urwüchsiger Rock'n'Roll) und stellt seine Protagonisten in Schauplätze voller Requisiten aus den 1950er Jahren. Deutlicher denn je markiert er seinen Widerstand gegen jeden äusserlichen Fortschritt, den er als Rückschritt der Humanität ansieht. Im Übrigen ist dies für seine Massstäbe ein geradezu geschwätziger Fiilm: Etliche Wortwechsel erstrecken sich über mehr als drei Sätze, die Kalauer sind zahlreicher denn je, darunter dieser denkwürdige über den illusorischen Charakter allen menschlichen Strebens und die Aberwitzigkeit klassischer Filmdramturgie: "Wenn ich die nächste Hürde nicht nehme, schaffe ich den Weg bis zum Grab nicht mehr."
Hintergründe zum Filmtitel
Den Titel «Kuolleet lehdet» (Fallen Leaves) hat Kaurismäkis Film vom Chanson «Les feuilles mortes». Und dessen Text wiederum stammt von Jacques Prévert. Yves Montand hat es mit der Musik von Joseph Kosma 1946 zum Hit gemacht hat. Am Ende von Kaurismäkis Film ist aber natürlich die finnische Version von Olavi Virta von 1958 zu hören.
Festival de Cannes 2023, Jury-Preis
Fipresci 2023 - Bester Film
Grosser Preis des Internationalen Filmkritiker-Verbands
Drehort Finnland 2023 Laufzeit 82 Minuten Regie Aki Kaurismäki Verleih Filmcoopi Besetzung Alma Pöysti, Jussi Vatanen, Janne Hyytiäinen, Alina Tomnikov Sprache OV/df Altersempfehlung 12 |
Links SRF Kultur Sennhauser (Audio) |