God Exists, Her Name is Petrunya
10 Jahre Winterkino - 2012 zeigten wir Filme zum Thema "Glauben an..." Heute zeigen wir wiederum einen Film passend zu diesem Thema.
Was wäre, wenn Gott eine Frau wäre? Wenn die männliche Selbstherrlichkeit infrage gestellt würde, wenn Traditionen infrage gestellt würden und Frauen aufbegehrten – gegen eine verknöcherte Gesellschaft und gegen männliche Diktate? Ein Fall, der sich 2014 im Osten Mazedoniens ereignet hat: Beim traditionellen Kreuzwerfen im Rahmen eines Dreikönigsprozesses bekam eine junge Frau das Kruzifix in die Finger und beanspruchte es für sich. Gegen alle Regeln, die nur Männern dieses Kreuz zugestehen. Frauen dürfen sich nicht aktiv beteiligen und werden nur als Publikum geduldet.
«Sag ihnen, du bist 24», rät die Mutter, als ihre Tochter wieder einmal zu einem Vorstellungsgespräch geht. Doch Petrunija ist 31 und hat dazu noch eine Wissenschaft studiert, die in Mazedonien niemand braucht: Geschichte. So sitzt sie vor dem potenziellen Arbeitgeber, einem Textilfabrikanten, der von oben herab auf ihr geblümtes Kleid schaut und sie nicht ernst nimmt. Auf dem Heimweg – den Job hat sie natürlich nicht bekommen – springt Petrunija ins kalte Wasser. Es ist Dreikönigstag und wie jedes Jahr tauchen die jungen Männer der Stadt nach dem heiligen Kreuz, das der Priester in den eisigen Fluss wirft. Doch diesmal ist Petrunija die schnellste und hält die Trophäe in die TV-Kameras. Sie wird das Kreuz verteidigen, einen Tag und eine Nacht lang, begleitet von öffentlichem Furor und gegen die geballte Männerwelt. Teona Strugar Mitevska präsentiert eine Satire zwischen Zorn und Melancholie, die nicht nur nach dem Stand demokratischer Veränderungen in der mazedonischen Gesellschaft fragt und den Vertretern von Kirche, Justiz und Medien ein kritisches Zeugnis ausstellt: Sie betrachtet ein durch und durch männlich imprägniertes System. Und da ist diese Frau, die sich, wild entschlossen, gegen archaische Traditionen, lähmenden Opportunismus und die Männerwelt behauptet.
Eine Frau bricht ein «Tabu». Petrunya mischt ungewollt eine verknöcherte Männergesellschaft auf. Der überraschende Film aus Mazedonien nach einer wahren Begebenheit – ironisch, rebellisch und todernst.
«Zorica Nusheva ist eine Wucht, der Film eine Offenbarung über verknöcherte Staatsstrukturen, eine repressive Männergesellschaft und ungebrochene Frauenfeindlichkeit. An der Berlinale 2019 erhielt er den Preis der ökumenischen Jury und den Gilde Filmpreis.» cineman.ch
Drehort Macedonia 2019 |
Laufzeit 100 Minuten |
Verleih Trigon |
Regie Teona Strugar Mitevska |
Musik Olivier Samouillan |
Darsteller Darsteller: Andrijana Kolevska, Xhevdet Jasari, Simeon Moni Damevsk, Stefan Vujisic, Zorica Nusheva |
Sprache OV/df |
Altersempfehlung 16 |
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